Ich will, dass wir die Energieversorgung Bayerns so schnell wie möglich vollständig aus erneuerbaren Energien sicherstellen. Das kann bis 2035 gelingen, mit etwas Glück bei einigen Innovationen geht es auch schneller.

Gleichzeitig muss Energie auch für alle bezahlbar bleiben. Das gilt für jeden einzelnen Haushalt genauso wie für die bayerische Wirtschaft, die auf eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung angewiesen ist.

Beides miteinander – 100 Prozent erneuerbare bei bezahlbaren Energiepreisen – kann aber gelingen, wenn endlich die Weichen richtig gestellt werden. Dafür möchte ich mich im Landtag einsetzen.

Bayerns Potentiale nutzen!

Bayern hat große Potentiale für die eigene Energiegewinnung aus erneuerbaren Energiequellen. Dazu gehört auch die Windkraft, wo das Nutzen dieser Potentiale aber durch die sogenannte 10-H-Regelung verhindert wird. Diese Regelung muss fallen!

Stattdessen müssen über das Landesentwicklungsprogramm und die Regionalpläne Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Erneuerbare Energiequellen (Wind, Wasser, Solar, Geothermie) ausgewiesen werden. Konflikte zwischen optimaler Potentialausnutzung, Siedlungsentwicklung, Naturschutz und Landschaftsbild gibt es natürlich. Diese lassen sich aber im Rahmen der Landes- und Regionalplanung abwägen und lösen.

Erneuerbare Energiequellen fördern!

Aktuell werden erneuerbare Energiequellen bei der Stromgewinnung vor allem über das Erneuerbare-Energien-Gesetz gefördert, bei der Wärmegewinnung meistens durch Investitionsförderung z.B. für Solarthermie- oder Geothermieanlagen. Diese Förderung muss zielgerichtet ausgebaut werden. Bei Strom sollen dabei vor allem Stadtwerke und Energiegenossenschaften unterstützt werden, beim Bereich Wärme – wo noch viel mehr Förderbedarf besteht – zusätzlich die Kommunen, Wohnungsbauunternehmen und Gewerbenetzwerke sowie Einzelpersonen, die in ihren eigenen Immobilien investieren.

Aus der Kohle aussteigen!

Für einen Übergangszeitraum werden noch fossile Energieträger für die Stabilität des Stromnetzes und die Wärme- bzw. Kälteversorgung benötigt werden. Dafür ist die Kohle, die am meisten CO2 pro Energieeinheit ausstößt, aber nicht mehr notwendig. Die noch bestehenden Kohleblöcke sollen möglichst zügig – aber wirtschaftlich vernünftig – ersetzt werden. Wo nicht direkt auf Erneuerbare Energiequellen umgestellt werden kann, bilden effiziente Gaskraftwerke (möglichst in Strom- und Wärmekombination) eine gute Brückentechnologie.

Wärmeversorgung umgestalten!

Während bei der Stromversorgung bereits ein hoher Anteil an erneuerbaren Energiequellen erreicht ist, hinkt die Wärme- und auch die Kälteversorgung noch deutlich hinterher. Dies liegt auch daran, dass einige erneuerbare Energiequellen nur Strom liefern können (wie Wind- und Wasserkraft) und Wärme dann nur durch Stromumwandlung gewonnen werden kann. Technologien wie Solarthermie oder Geothermie, mit denen Wärme gewonnen werden kann, müssen ausgebaut werden. Sie stehen aber nicht überall mit einem ausreichend großen Potential zur Verfügung, vor allem für die Wärmemengen, die in der Industrie teilweise benötigt werden

Auch deshalb braucht es für einen Übergangszeitraum noch Gaskraftwerke zur Wärmeversorgung. Es ist aber auch mehr Forschung nötig, um alternative Ansätze marktreif zu machen (z.B. synthetisches Gas oder ähnliche Trägersysteme, mit denen Strom gespeichert und auch als Wärme wiedergewonnen werden kann). Gleichzeitig muss der Wärmebedarf durch das Heben von Effizienzpotentialen abgesenkt werden (siehe auch unten).

Die Verkehrswende vorantreiben!

Derzeit basiert unsere Mobilität noch weit überwiegend auf fossilen Antriebstechnologien. Das muss sich ändern!

Ein Baustein dazu ist, den öffentlichen Verkehr auszubauen: Mit einem zuverlässigen, dichten Netz von Bahn- und Busverbindungen mit einem regelmäßigen Takt. Es kann nicht sein, dass an vielen Orten in Bayern nur zwei oder drei Mal am Tag ein Bus fährt, und dann noch ein völlig veraltetes Fahrzeug. So ist das Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr nicht attraktiv! Der Freistaat muss den Kommunen für den Bus- und der bayerischen Eisenbahngesellschaft für den Schienenverkehr ausreichend Mittel zur Verfügung stellen, damit ein dichter Takt und hochwertige Fahrzeuge gewährleistet werden können – überall in Bayern. Und das Schienennetz als Rückgrat des öffentlichen Verkehrs muss ausgebaut werden: Für Erlangen heißt das den Bau der Stadt-Umland-Bahn und den Lückenschluss bei der S-Bahn zwischen Eltersdorf und Fürth – die Lücke dort verhindert nämlich einen dichteren S-Bahn-Takt und macht die S-Bahn anfällig für Verspätungen.

Auch der sonstige „Umweltverbund“, als Rad- und Fußverkehr, muss gestärkt werden. Bayern braucht ein flächendeckendes Netz von Radschnellwegen, über die Ortschaften miteinander verbunden werden. Innerhalb von Städten und Gemeinden muss es auch attraktiver werden, kurze Wege (z.B. von der Bahn- oder Bushaltestelle zum Arbeitsplatz) zu Fuß zurückzulegen.

Aber: Nicht alle können mit dem „Umweltverbund“ mobil sein. Auch Autos wird es weiter geben, genauso wie den Lieferverkehr mit LKWs. Hier müssen alternative Antriebstechnologien zum Einsatz kommen; der klassische Verbrennungsmotor hat wahrscheinlich keine Zukunft mehr – außer es gelingt, mit Energie aus erneuerbaren Energien synthetische Kraftstoffe zu produzieren. In Bayern aber hängen viele Arbeitsplätze an der Produktion der Verbrennungsmotoren. Deshalb muss mit ausreichender Forschungsförderung, Modellprojekten und der Förderung von großflächigem Einsatz von alternativen Antriebstechnologien die bayerische Industrie zum Vorreiter in diesem Bereich werden – damit die Arbeitsplätze in der bayerischen Industrie langfristig gesichert werden.

Intelligenter, energiesparender Verkehr der Zukunft muss vernetzt sein. Dies gilt für individuelle Mobilität mit Carsharing, öffentlichem Verkehr, Radverkehr (und -verleih), Park&Ride, Mitfahrbörsen und vielem mehr. Es gilt genauso wie beim Transport und Auslieferverkehr. Auch hier müssen entsprechende Projekte gefördert werden.

Stromnetze vernünftig ausbauen!

Mit Blick auf die Energiekosten müssen die hohen Potentiale Norddeutschlands bei erneuerbaren Energien auch für Bayern erschlossen werden. Deshalb ist ein Ausbau der Stromnetze notwendig. Dieser Ausbau muss aber durch das optimale Nutzen bayerischer Potentiale und eine bessere Engpassbewirtschaftung auf ein möglichst geringes Maß beschränkt werden. Auch die Kooperation mit Österreich und anderen europäischen Nachbarn muss ausgebaut werden.

Energieeffizienz steigern!

Im Gebäudebestand gibt es noch große Potentiale zur Energieeinsparung. Diese müssen gehoben werden. Dazu soll der Freistaat bei eigenen Neubauten möglichst den Energie-Plus-Standard (mindestens Passivhausstandard) nutzen und über Förderprogramme wie auch die bayerische Bauordnung entsprechende Anreize und Vorgaben für kommunale und private Bauvorhaben setzen. Beim geförderten Wohnungsbau müssen Kostengrenzen und Fördersätze an die Kosten der Effizienzstandards angepasst werden.

Ein Sonderförderprogramm für die energetische Sanierung von Wohn- und Gewerbequartieren soll das Heben der Potentiale bei der Energieeffizienz von Gebäuden vorantreiben. Dabei muss auch gelten: Wer Förderung bei der Sanierung von Wohnungen in Anspruch nimmt, für den wird auch das Umlegen der Sanierungskosten auf die Mieten beschränkt! Das Sonderförderprogramm muss insbesondere die zentrale Wärme- bzw. Kälteversorgung als Kombination von erneuerbaren Energiequellen mit Wärmespeicherung fördern. Denn eine zentrale Wärme- bzw. Kälteversorgung von Quartieren verbraucht erheblich weniger Energie, als wenn jedes Haus einzeln geheizt bzw. gekühlt wird.

Auch in industriellen Prozessen müssen die noch vorhandenen Potentiale zur Energieeinsparung gehoben werden. Dafür ist Forschung und Anwendungsförderung für neue Produktionstechnologien erforderlich.

Die Forschung vorantreiben!

Einige Fragen, die für das Ziel „100 Prozent Energie aus Erneuerbaren“ nötig sind, sind noch nicht geklärt. Das gilt z.B. für die Speicherung großer Energiemengen, die Stabilität des Stromnetzes ohne große Generatoren oder alternative Kraftstoffe und Antriebe für Fahrzeuge. An diesen Fragen muss weiter geforscht werden. Und deshalb muss dafür auch mehr Geld zur Verfügung stehen.

Neben der Technologieforschung musss es Forschung zu sozialen und ökonomischen Ansätzen und Folgen bei der Energiewende geben – z.B. zu der Frage, wie Menschen neue Technologien zur Energieeinsparung eigentlich nutzen.